„Die Geister, die ich rief“, sollen dahin zurückgehen, wo sie hergekommen sind

Hätte ich mir doch nur den Arm gebrochen, ach was sag‘ ich, am besten beide! Dann hätte ich nicht so viel im Internet surfen können, wie ich es umringt von Taschentüchern und Flüssigkeitszuführern eben doch getan habe. Dieses verflixte WorldWideWeb ist so ungeheuerlich worldwide, dass es Einblicke gewährt, wo Unbefugte eben keinen Zutritt haben sollten.

Nachdem ich die Namen sämtlicher ehemaliger Klassenkameraden gegoogelt hatte, so wie ich es alle paar Monate in einem Anfall widerlichen Voyerismus tue, musste ich einmal mehr feststellen, dass ich es hätte einfach gut sein lassen sollen. Jemand, wie ich, die mit der Schulzeit eher unliebsame Erinnerungen verbindet und froh war, als diese sich dem Ende neigte, fühlt sich nur allzu schnell in die alten Zeiten zurückversetzt, wenn sie feststellt, dass es die alle ja immer noch gibt.

Einige haben wirklich Ernst gemacht und probieren sich hier und da als irgendwas. Nachwuchsjournalisten und Weltenbummler haben ihre eigenen Websites, der Rest hat Facebook. Mehr als Minibildchen kriege ich als Verweigerin allerdings nicht zu Gesicht und auch wenn es Facebook ärgern wird, dass mich die Neugier nicht zur Anmeldung bewegt, bin ich froh, dass hier Schluss ist.

Als ich den Browser schließe, fühle ich mich ganz leer und müde, vom Stalken oder von der Erkältung. Ich glaube mit einigen von damals habe ich mich noch nicht ausgesöhnt, am wenigsten mit mir selbst.

Ich bleib‘ bei mir und heute mal im Bett

Eine Socke habe ich schon angezogen und in die andere mache ich geistesabewesend immer wieder einen Knoten und löse ihn dann wieder, während ich auf dem Bett sitze und grübele. Am Wochenende habe ich mir eine schöne Erkältung zugezogen, mit Schnupfen,  Halsschmerzen und Müdigkeit. Normalerweise hab‘ ich mich da nicht so, ich fehle eigentlich nie.

Eigentlich geht es mir aber auch nicht gut und ich würde viel lieber zurück ins Bett kriechen und mir vom Kater ins Ohr schnurren lassen, als mich mit einer Thermoskanne heißer Zitrone und nicht unbeträchtlichem Ansteckungspotential durch den Tag zu schleppen.

Ich bin zu streng mit mir, das zeigt sich immer wieder. Und nicht nur das. Ich arbeite zu hart an Zielen, die nicht mal von mir selbst stammen. In letzter Zeit fühle ich mich geradezu beduselt von Zeitungsartikeln, Videos, Filmen und Büchern, von denen ich mir Klarheit erhoffte, tatsächlich aber ungeheuerlich verwirrt wurde. Die Beschallung von außen stört meinen Empfang nach innen mächtig gewaltig (Egon!). Wahrscheinlich hat mich der erste Kälteeinbruch deswegen gleich mal umgehauen.

Pflichtbewusstsein und Entwicklungswille hin oder her- wer kann schon aus seiner Haut und am Rad der Möglichkeiten drehen? Ich habe mich jedenfalls für heute entschuldigt und sie wünschen mir gute Besserung. Ich mir auch.