Bewerbungsgespräche laden zum Vorstellen und Gruseln

Meine lieben Leser,

ich war vorgestern zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Um meinen Aberglauben zu pflegen, habe ich euch es nicht schon gestern verraten. Eigentlich ist es ja keine große Sache, denn es geht nur um einen Nebenjob. Eigentlich. Denn diese Stelle hätte ich schon sehr gern.

Alles kam anders als ich mir das im Vornherein gedacht hatte. War ja klar, irgendwie. Aber man muss sich doch vorbereiten, schon um das eigene Gewissen ruhigzustellen. Also lässt man sich schon Tage vorher hypthetische Fragen von Freunden und Verwandten stellen und tüfftelt an der perfekten Antwort. Nichts da, denn es scheint modern zu sein die Bewerber nicht einmal mehr einzeln zum Gespräch zu bitten, sondern einfach ein Casting im Schnelllaufverfahren vorzunehmen. Viel Zeit für schöne Antworten bleibt da nicht. Alle in einen Raum, fünfundzwanzig an der Zahl, jeder muss oder darf einmal aufstehen, am besten sich noch im Kreis drehen und sich in zwei Minuten optimal „präsentieren“. Nichts für schwache Nerven, nichts für mich.

Ich habe versucht ruhig zu bleiben, um meinen „Auftritt“ nicht zu gefährden. „Die kochen alle nur mit Wasser, die kochen alle nur mit Wasser, die kochen alle nur mit Wasser…“, habe ich mir immer und immer wieder gedanklich vorgebetet. In alphabetischer Reihenfolge wurden die Bewerber aufgerufen und ich habe glatt meinen Einsatz verpasst. Meine Schuld war das allerdings nicht, sondern die des Gehirns des Vorgesetzten, das viel zu kompliziert denkt. Mein Name ist im Grunde ein ganz einfacher. Manche Leute lassen sich jedoch von einer minimal von der Norm abweichenden Schreibweise derart irritieren, so dass ich meinen eigenen Namen nicht wiedererkannt habe, als der auf den ersten Blick angsteinflössende, auf den eindringlicheren Guck aber sehr herzlich wirkende Chef ihn aussprach. Großes Gelächter, aber das kenne ich ja schon.

Schließlich begann ich mich kurz vorzustellen, ich habe meinen Bildungsweg beschrieben, wie ich auf die Ausschreibung aufmerksam geworden bin und warum die Stelle gut zu mir passt. Im Grunde keine Herausforderung, aber doch bin ich nicht zufrieden. Ich tue mich schwer damit ich zu sein, wenn mich 60 Augen von oben bis unten mustern. Die Stimme wird dünner und die Worte lassen sich schwerer aussprechen. In meinem Wohnzimmer bei Kaffee und Kuchen hätte ich das um Längen besser gemacht, aber wen interessiert das? Der Druck ist ja gerade das Lustige daran, zumindest für die Prüfenden. Die Personaler meinen ihr erster Eindruck täuscht sie nie. Ich werde das wohl glauben müssen und bin nun gespannt auf den Anruf.

Ich lasse euch wissen, ob ich es geschafft habe. Bis dahin bleibt mir nur der Glaube an die Menschenkenntnis der Entscheidungsträger, denn obwohl sehr viele Leute atemberaubende Kompetenzen in jungen Jahren aufzuweisen hatten, bin ich davon überzeugt, dass ich eine gute Wahl wäre. Das bin ich doch, oder? *schnief* Ja, das bin ich.

Eure Cali

17 Kommentare zu “Bewerbungsgespräche laden zum Vorstellen und Gruseln

  1. Klar meine Liebe, biste … 😉 Ich weiß ja nicht, wofür Du Dich beworben hast, aber ich würd Dich glatt einstellen … 🙂 ganz wirklich 🙂

    Liebe Grüße von Kirstin

    • 😀 Dein Vertrauen ehrt mich sehr. Aber wenn ich zu schüchtern bin mich ordentlich vorzustellen…ist das meine eigene Schuld. Hier im WWW ist es um einiges leichter sich unbefangen zu geben.

      Der Daumen ist verbunden und ich drücke mich darum eine Bestandsaufnahme zu machen, indem ich mal unter den Verband gucke. 🙂

  2. Es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht schwer damit tut, er selbst zu sein, wenn 30 Augenpaare auf ihn gerichtet sind. 😉

    Ich drücke die Daumen, dass du die Herren und Damen überzeugt hast. Und richtig – a propos Daumen: Wie geht’s dem? 🙂

    • Ich hatte den Eindruck, dass viele von meinen Mitbewerbern schon sehr geübt darin waren. Vllt sind sie nicht sie selbst, aber was sie von sich zeigten war überzeugend und ansprechend. Ich frage mich angesichts solcher Erfahrungen, woher der Fachkräftemangel kommt.

      Der Daumen freut sich über so viel Aufmerksamkeit. Er meint es geht ihm schon besser, auch wenn er ein bisschen beleidigt darüber ist, dass er so gar nicht mehr so hübsch ist wie der Linke. 🙂

    • Ich denke, dass es tatsächlich sinnvoll ist, jedes Bewerbungsgespräch als Übung mitzunehmen – optimal wäre es natürlich, wenn einem am Job nicht so viel liegt. Bei mir – und wohl nicht nur bei mir ist es so, dass mir alle Lockerheit abhanden kommt, je wichtiger mir eine Sache ist. Teufelskreis… aber zum Glück einer, an dem es sich arbeiten lässt. 🙂

      Ach, dein Daumen ist bestimmt noch ebenso hübsch. Er hat jetzt halt Charakter. 😛

    • Ja, das stimmt. Desto mehr man es will, desto aufgeregter ist man.

      Leider will niemand meinen neuen charakteristischen Daumen sehen, alle halten sich die Augen zu, wenn ich ihn vorführen will. Zeigen keine Empathie, die Menschen. 🙂

  3. Hallo Cali,

    jeder von uns ist auf seine Art vollkommen – doch es kommt im Leben vor, dass man etwas nicht gerade dann bekommt, wenn man es sich wünscht. Aber keine Sorge – alles was geschieht hat einen Grund und einen Sinn und wenn du diesen Job nicht bekommst, dann höchstwahrscheinlich deshalb, weil etwas Besseres auf dich wartet. Daran solltest du denken und glauben.

    Also Cali, Kopf hoch, du hast dir Mühe gegeben – du hast DEIN BESTES getan – und das ist es, was wirklich zählt. Es wird schon und wenn nicht, dann kommt etwas anderes, das noch BESSER für dich ist. Du wirst schon sehen! Bewahre deine positive Einstellung, dann klappt es auch.
    Nur Mut!

    Ich drücke dir die Daumen und schicke dir liebe Grüße,
    Sunelly Sims

    • Danke, Sunelly, für deine aufbauenden Worte. So ist es. Ich arbeite hart an meiner positiven Einstellung. So schnell werde ich sie nicht aufgeben, nicht für einen Job. =)

  4. Oh Gott, so etwas ist ja auch nichts für mich!! Wäre bestimmt rot angelaufen.Finde es echt blöd, daß man in einer großen Gruppe abgefertigt wird. Ich drücke Dir die Daumen, liebe Cali!!!!!

    • Danke dir, liebe Mascha. Man merkt, dass du dich gut hineinversetzen kannst. Und wieder der Daumen, hm…das ist doch ein Zeichen, oder? Fragt sich ob ein gutes oder ein schlechtes. Wir werden sehen. =)

  5. Ja, du bist ganz sicher eine gute Wahl! 😉

    Du fandest einige der anderen Bewerber ansprechend und kompetent! Aber ich wette, dass genau diese ihre Leistung als eher unsicher einschätzen würden! Wer weiß, wie viele Bewerber einen ganz tollen, überzeugenden Eindruck von dir hatten! 😉
    Man schätzt sich halt oft schlechter ein, als man ist. Die hohen Ansprüche, die man an sich stellt und die viel zu stark ausgeprägte Selbstkritik machen das möglich!

    Ich drücke dir die Daumen!

    • Danke, liebe Belleza. Du hast ganz sicher recht. Die Sache mit der Selbstkritik ist aber auch verzwickt. Zu viel und zu wenig, beides ist nicht gut. Das Mittelmaß zu finden und sich selbst gut einschätzen zu können ist wirklich eine Herausforderung. Viele, viele Grüße, Cali

  6. Liebe Cali,

    wer weiß, wie es in so einer Firma zugeht, die solche Bewerbungsgespräche organisiert? Wie ist dort das Betriebsklima? Fühlst Du Dich dort wohl? Nimm es so wie es kommt. Wenns nicht klappt, hat es sicher einen Sinn!

    Ich drück meine gesunden Daumen, damit das Beste für Dich und alle Beteiligten geschieht!

    LG und gute Besserung!
    Susanne

    • Danke, liebe Susanne. Also das Unternehmen ist überaus seriös. Da gibt es gar nichts. Wie du aber schon sagst, sollte es nicht klappen, hat das seinen Sinn. Danke, dass du mir deinen gesunden Daumen leihst. Meinen nämlich selbst zu drücken fällt mir zur Zeit etwas schwer. =)

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